Praxispartner:innentag am 21. November 2024

Vortrag von Prof. Dr. Udo Seelmeyer | © Kira Schüren

CareTech HUBs – Transferstrukturen verstetigen: Innovative Impulse für die Zukunft der Pflege und Gesundheitsversorgung

HSBI, 21.11.2024 – Am 21. November fand der Praxispartner:innentag unter dem Motto „CareTech HUBs – Transferstrukturen verstetigen“ statt. Ziel der Veranstaltung war es, die CareTech HUBs als inter- und transdisziplinäre Innovationsplattformen zu stärken. Eine zentrale Fragestellung war dabei, was die Gelingensbedingungen für eine nachhaltige Forschung und erfolgreichen Transfer aus Sicht der Praxis und der Wissenschaft sind.

Nach der Begrüßung und einem einführenden Impulsvortrag durch Prof. Dr. Udo Seelmeyer (Sprecher CareTech OWL) und Dr. Marén Schorch (Geschäftsführerin CareTech OWL) gab es spannende Einblicke in die vier derzeit bestehenden CareTech HUBs:

  • HUB Quartier: Dr. Marcel Siegler (HSBI) und Sonja Heckmann (AWO Bielefeld) präsentierten ihre Zusammenarbeit zur Gestaltung lebenswerter Quartiere anhand einiger Aktivitäten in den Bielefelder Quartieren Schildesche und Kamphof, u.a. zu den Themen bauliche und soziale Umwelt, Gesundheit, Klima und Nachhaltigkeit (u.a. Hitzestrategien, digitalgestützte Gesundheits- und Klimakompetenz, Klimaverhalten und Klimaemotionen). Die enge, transdisziplinäre Kooperation zwischen Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Partnern wie dem AWO Kreisverband Bielefeld e.V. erweist sich dabei als Schlüssel zum Erfolg.
  • HUB Versorgung mit unterstützender Technik: Prof. Dr. Thorsten Jungeblut (HSBI), Dr. Ellen Schack (Bethel Regional) und Bernd Reger (vivatura GmbH) präsentierten, wie in der Kooperation von Praxis und Wissenschaft assistive Technologien bedarfsorientiert entwickelt werden, die die Lebensqualität für Betroffene, Angehörige und Pflegende verbessern sollen. Wichtig sind hierbei das Wissensmanagement zu technischen Assistenzsystemen, die begleitende Beratung, damit die unterstützenden Technologien, ob Software, Sensoren, Exosuits oder VR-Brillen auch kompetent genutzt werden können. Für die kontinuierliche (Weiter-)Entwicklung und Anwendung von assistiven Technologien ist aber auch ein Netzwerks von Forschungs- und Praxispartnern zum Austausch über technische Assistenzsysteme wichtig: Genau dies wird durch die enge und regelmäßige Zusammenarbeit im „Bethel-CITEC-CareTechOWL-Verbund für innovative Technologien in der Versorgung" (B-C-C innovaTiV) realisiert.
  • HUB Geriatrie: Prof. Dr.med. Rena Amelung und Dr. Tim Herzig (beide HSBI) gaben einen Überblick über die vielfältigen Aktivitäten des großen Teams und der Praxispartner des HUBs (u.a. KHO/Franziskus Hospital Bielefeld, Praxis Dr. Klemm, KogniHome usw.). Beispiele für die vielfältigen Aktivitäten sind die Projekte „KIMUP“ (KI-gestütztes Monitoring zur Unterstützung häuslicher Pflege für ein möglichst langes, autonomes Leben im eigenen Zuhause), „GeriOptiV (Geriatriedaten-Innovationen zur Optimierung von Versorgungsverläufen, DATIpilot Innovationssprint) oder „Entlassbriefanalyzer“.
  • HUB Gesundheitscampus Bad Salzuflen: Prof. Dr. Ismail Özlü,Dr. Svenja Helten und Dr. Sascha Roder (alle HSBI) präsentierten den aktuellen Stand der Entwicklungen zum den Gesundheitscampus Bad Salzuflen. Das Ziel hier hierbei eine verbesserte kommunale Gesundheitsversorgung, zukünftig geplant durch u.a. durch den Einsatz von Advanced Practice Nurses, die Fokussierung auf bestimmte Gesundheitsthemen wie Hören und Diabetes mellitus und die Steigerung der Gesundheitskompetenz von Kindern und Jugendlichen.

Wie Forschung und Praxis in den HUBs konkret zusammenarbeiten, haben Dr. Mareike Moormann und Dr. Katrin Kunze in Interviews mit involvierten PostDocs, Teilprojektleitungen und Praxispartner:innen in einer qualitativen Studie untersucht. Ihre Ergebnisse zeigen: Klare Strukturen und Rollenverteilungen sind essenziell, doch ebenso wichtig sind regelmäßiger Austausch und eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Entscheidend ist, dass beide Seiten den Prozess gleichberechtigt gestalten und gemeinsame Ziele setzen können – gelebte Partizipation für nachhaltige Innovationen.

Anschließend präsentierte Prof. Dr. Udo Seelmeyer ein Konzept zur langfristigen Verstetigung der CareTechHUBs, das auf den Ergebnissen der Interviewstudie basiert. Dazu gehören die Weiterentwicklung von klaren Strukturen mit festen Rollen, Zuständigkeiten und Kommunikationswegen – sowohl innerhalb der einzelnen HUBs als auch HUB-übergreifend. Zudem wurde die neu eingeworbene DATIpilot Innovationscommunity „ISyCare“ (Integrierte sozio-technische Systeme zur nutzerzentrieten Versorgung) vorgestellt, die am 01.01.2025 starten wird und in der die Aktivitäten der CareTech HUBs nachhaltig fortgeführten werden sollen. Hier

Podiumsgespräch: Erfolgsfaktoren für interdisziplinäre Zusammenarbeit

Den Abschluss und Höhepunkt der Veranstaltung bildete ein Podiumsgespräch, moderiert von Prof. Dr. Marisa Kaufhold. Hierzu waren Vertreter:innen aus Wissenschaft und Praxis eingeladen, um über die Bedingungen für eine erfolgreiche inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit zu diskutieren. Darunter Melanie Koring (Stadt Bad Salzuflen), Sonja Heckmann (AWO Bielefeld), Dr. Ellen Schack (Bethel Regional) aus der Praxis sowie Dr. Alexander Neumann und Dr. Tim Herzig als Forschende des CareTech OWL und Dr. Marén Schorch als wiss. Geschäftsführerin von CareTech OWL. Zentrales Thema der Podiumsdiskussion war die Frage nach der Nachhaltigkeit und Kontinuität in unseren Wissenschafts- und Praxiskooperationen: Wie können langwierige Transformationsprozesse erfolgreich in zeitlich begrenzten Projekten umgesetzt werden?

Für die Praxispartner sind stabile, verlässliche Kooperationen für eine langfristige Zusammenarbeit essenziell. Befristete Personalstellen und Projekte an Hochschulen erschweren dies, können aber durch die strukturelle Involvierung von Professor:innen trotzdem sichergestellt werden. Gleichzeitig bringen die Hochschulstrukturen eine dynamische Atmosphäre mit sich, die ein erhöhtes Innovationspotenzial fördert. Diese Synergie zwischen beständigen akademischen Partner:innen und flexiblen Hochschulstrukturen bietet die Möglichkeit, gemeinsam nachhaltige und innovative Lösungen zu entwickeln.

Die „letzte Meile“

Eine zentrale Herausforderung besteht im erfolgreichen Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis. Dr. Alexander Neumann weist auf die Herausforderung der „letzten Meile“ hin, und wie schwierig mitunter der erfolgreiche Transfer von Entwicklungen (etwa im Technologiebereich) in die Praxis sind. Exosuits bieten zum Beispiel großes Potenzial zur Entlastung von Pflegekräften. Damit der Übergang von der Idee in den Praxisalltag gelingt, testet der Forschungsverbund CareTech OWL gemeinsam mit Pflegefachkräften des Ev. Klinikum Bethels diese Technologie im realen Einsatz. Ziel ist es, die Praxistauglichkeit zu bewerten und notwendige Anpassungen für eine effektive Nutzung zu identifizieren. Best Practice – und Teil eines umfassenderen Transferverständnisses – wäre jedoch, Pflegekräfte von Anfang an in die Entwicklung einzubeziehen. So könnten Exoskelette gezielt an die Anforderungen des Pflegealltags angepasst werden – für eine echte Entlastung direkt aus der Praxis heraus.

Mehrwert der CareTech HUBs in der transdisziplinären Forschungspraxis

Dr. Marén Schorch verweist hier noch einmal auf die Rolle der CareTech HUBs. Diese könnten durch die Institutionalisierung von Forschung und Entwicklung und einen „Nährboden für die Entwicklung neuer Forschungsthemen“ schaffen. Durch ihre transdisziplinäre Ausrichtung ermöglichen die HUBs den Austausch und die Zusammenarbeit unterschiedlicher Fachrichtungen und Praxispartner:innen, womit innovative Lösungsansätze und die Beantwortung komplexer gesellschaftlicher Herausforderungen gefördert werden. Diese transdisziplinäre Vernetzung kann maßgeblich dazu beitragen, wissenschaftliche Erkenntnisse praxisorientiert zu gestalten und eine nachhaltige Wirkung auf die Gesellschaft zu erzielen.

Die Veranstaltung endete mit einem gemeinsamen Imbiss, bei dem die Teilnehmer:innen die Gelegenheit hatten, sich zu vernetzen und die Themen des Tages weiter zu vertiefen.

Datum: 21. November 2024, Programm 13:00 – 18:00 Uhr, mit anschließendem nettem Ausklang
Ort: Theaterraum an der Hochschule Bielefeld

Die Agenda zur Veranstaltung können Sie hier herunterladen